Das globale Programm „Ready“ schafft in der Informationstechnologie (IT) die Grundlagen für die Digitalisierungsaktivitäten von Freudenberg Sealing Technologies (FST). Die Standorte werden in die Lage versetzt, Digitalisierungsvorhaben aktiv anzugehen.
Was nützt die neueste digitale Technik – eine Datenbrille (HoloLens), mobile drahtlose Scanner, autonome Transportfahrzeuge, ein Produktionsleitsystem (MES) – wenn es an Ort und Stelle in der Werkhalle an schnellem WLAN, an der nötigen Netzwerkstruktur, an genügend Netzwerkanschlüssen mangelt? „Ready to Connect“ heißt passend dazu der erste der vier Bausteine einer neu aufgesetzten globalen Initiative zur Unterstützung der Unternehmensziele im Bereich Digitalisierung. „Die Basisinfrastruktur muss passen, damit wir Maschinen digital vernetzen und moderne Technologien nutzen können“, bringt es Projektleiter Christian Hense auf den Punkt. Kurz: Die IT-Infrastruktur ist der Türöffner, Wegbereiter, Möglichmacher für Digitalisierung.
Mit dem im Februar gestarteten Programm nimmt die IT-Organisation (CPIM) von FST das Heft des Handelns selbst in die Hand. „Uns haben im letzten Jahr immer mehr Anfragen zur Erweiterung des WLANs, zur Erhöhung von Bandbreiten, zum Einsatz von Tools in der Produktion erreicht. Viele Standorte wollten punktuell ihre Digitalisierungsvorhaben umsetzen, kaum einer hat Zeit. Der Berg der zu erledigenden Anfragen türmte sich immer höher auf. Wir kamen kaum nach, sind nur hinterhergelaufen. Trotz des unglaublichen Einsatzes konnten wir Anforderungen selten ganzheitlich betrachten und am Ende waren weder unsere IT-Mitarbeiter noch die Standorte glücklich. Das haben wir geändert, gestalten jetzt eigene Lösungen, definieren eine zeitgemäße Zielinfrastruktur und gehen klar strukturiert vor“, berichtet Hense.


Ready
Im Projekt „Ready“ arbeitet FST nach Methoden des agilen Projektmanagements in Sprints von jeweils einem Monat. „Nach dem Start im Februar haben wir die Grundlagen geschaffen, planen jetzt bereits in den einzelnen Projektbereichen ,Ready to Connect‘ (Leitung: Brian Staples), ,Ready to Innovate‘ (Dominik Bihn) und ,Ready to Operate‘ (Jeff Davey) die ersten Pilotprojekte. Wir werden sicherlich noch drei Jahre mit der Umsetzung unserer Vision beschäftigt sein“, blickt Christian Hense voraus. Er hat das Gesamtprojekt initiiert und bis zu seinem Wechsel als IT-Leiter der neuen Freudenberg-Geschäftsgruppe Freudenberg e-Power Systems auch gemeinsam mit Jannik Ritter geleitet.
Fit für die Digitalisierung
Dabei ist das Projekt „Ready“ der Treiber. Dessen Grundfrage lautet: Wie machen wir alle Standorte von FST bereit und fit für die Digitalisierung? Eine Antwort: FST setzt globale IT-Standards für die Bedarfe der Zukunft. „Wir wollen keine Insellösungen mehr, sondern flächendeckend und systematisch die Voraussetzungen für die Digitalisierung schaffen“, formuliert es Hense. Das erfordert signifikante Investitionen, welche das Board of Management im Januar 2022 genehmigt hat.
Doch es geht nicht nur um die vernetzte Fabrik. Im Rahmen der Digitalisierung entstehen Daten und der Bedarf nach IT-Lösungen, um aus diesen Daten zu lernen, um Abläufe zu vereinfachen und Wissen zu generieren. Die Voraussetzungen dafür werden im Teilprojekt „Ready to Innovate“ geschaffen. Mitarbeitende an den FST-Standorten können als sogenannte „Citizen Developer“ – das sind IT-technisch versierte Nutzer, keine professionellen Programmierer – einen „Werkzeugkasten“ erhalten, mit dem sie selbst kleine, auf ihren Standort zugeschnittene Applikationen entwickeln können. Entscheidend dabei: Allen Standorten ist eine einheitliche Software-Entwicklungslandschaft – Microsoft Power Platform – vorgegeben. Innerhalb der können sie sich aber frei „bewegen“, individuell mit bereichsspezifischen Lösungen. Sie erhalten für ihre Applikationen Lizenzen, Speicherplatz, fachliche Unterstützung und Schulungen von CPIM. „Mitarbeitende können ihre Ideen mit uns diskutieren und Beratungsleistungen in Anspruch nehmen. Dazu buchen sie sich online einen Termin über unsere Webseite. Das funktioniert genauso einfach wie eine Online-Reservierung im Restaurant oder beim Frisör. Für diese Consulting Services halten wir personelle Kapazitäten vor“, nennt Hense eine der Neuerungen. Ist das lokale Know-how nicht vorhanden oder werden die Lösungen zu komplex, werden professionelle Entwicklerteams eingebunden.
IT muss so stabil laufen wie eine Maschine
Der dritte Baustein des Projekts „Ready“ beschäftigt sich mit dem Betrieb von IT-Technologien in den Fabriken. „Früher hatten wir in der IT mit der Produktion kaum etwas zu tun. Überspitzt formuliert lieferte ein Hersteller eine Maschine, die von einem kleinen Computer gesteuert wurde. Um diese Insellösungen kümmerte sich der Maschinenhersteller“, blickt Hense zurück. In Zeiten der vernetzten Fabrik („Connected Factory“), in denen Maschinen miteinander kommunizieren, in denen unaufhörlich Daten produziert, analysiert und in Form von Handlungsempfehlungen oder Warnungen an die Werker zurückgemeldet werden, spielt IT eine gänzlich andere Rolle. Die IT muss genauso stabil laufen wie die Produktionsmaschine.
Diese neuen Wirkungsweisen und Zusammenhänge in den Fabriken müssen von den IT-Spezialisten verstanden werden. „Die Fertigung darf für uns keine Blackbox sein. Wir brauchen Transparenz“, sagt Hense. CPIM muss sich also selbst „Ready to Operate“, so heißt das dritte Teilprojekt, machen. Sie muss Wege finden, wie sie die Funktionsfähigkeit kritischer Systeme sicherstellt, wie sie bei Maschinen und Sensoren, die rund um die Uhr laufen und Prozesse steuern, auch nachts um zwei Uhr für Nothilfe bei Ausfällen sorgt.
Ausfälle können auch durch externe Faktoren verursacht werden. Daher ist auch das Thema IT-Sicherheit (Cyber Defense) ein wichtiger Aspekt im Projekt und dessen vierter Baustein.
Kurzum: Im Projekt „Ready“ dreht sich alles darum, bei FST das Fundament für Digitalisierung zu legen. Dazu bedarf es einer leistungsfähigen IT-Landschaft, in der lokale Einheiten und zentrale Funktionen gemeinsam Lösungen entwickeln und sicher betreiben – um Innovationen zu fördern und die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten.